Muss ich meinen Körper wirklich mögen oder gar lieben? Gibt es auch irgendeine Zwischenstufe zwischen Selbsthass und Bodypositivity? Oder müssen wir alle unsere Fettschützen, Bäuche und Oberschenkel tatsächlich feiern, so wie es in den diversen sozialen Medien verbreitet wird.
So viel zur Situation
Irgendwann bin ich an dem Punkt angekommen, wo ich mir denke „Hinter mir die Sintflut“. Fünf mal pro Woche Sport (wobei drei Mal sicherlich Crossfit sind) und sonst Cardio-Geschichten und eine halbwegs ausgewogene Ernährung helfen nur bedingt zu einem durchtrainierten Körper. Meine Schultern werden nicht unbedingt femininer durch das Weightlifting, unter den Oberschenkeln zeichnen sich Muskeln ab, aber von einer straffen Traumfigur sind wir dennoch meilenweit entfernt. Dann fragt man sich: Wieso strampel ich mich so oft ab, wenn ich dann doch nicht ausschaue wie ein Fitness Model aus einer Zeitschrift. Im Übrigen betreibe ich das nicht erst seit gestern, sondern seit ungefähr fast fünf Jahren so.
Warum ich dann immer noch Kommentare aus dem Umfeld bekomme, ob ich etwas tatsächlich so lassen oder ob ich nicht doch lieber eine lange Hose tragen möchte, um meine Beine zu verdecken, verstehe ich nicht so ganz. Natürlich, von einem Topmodel bin ich weitentfernt, aber dennoch habe ich wohl auch die Berechtigung eine kurze Hose in aller Öffentlichkeit zu tragen, auch wenn meine Oberschenkel nicht gestählt sind (für Körpergewicht Deadlift sind sie aber dann durchaus brauchbar). Die Kommentare fallen mit der Berechtigung, dass man einen vor ungewünschten Blicken schützen möchte, dass man nicht möchte, dass andere Leute über einen lästern. Aber verdammt nochmal kann ich das allein entscheiden?
Was soll ich bitte noch tun, als mich fünf mal die Woche zum Sport zu bewegen? Aufraffen muss ich mich ja nicht dafür, weil ich es gern mache und ich liebe die Bewegung und Crossfit. Die Techniken beim Gewichtsheben sind für mich entspannender als jede Meditation und genau diesen Punkt sehe ich auch als Rechtfertigung, wenn ich mit einer kurzen Hose im Sommer zum Einkaufen fahre.
Im Übrigen mag ich auch das Körperbild von Frauen, die Crossfit betreiben. Mit einem Körper, der nur dünn und ohne Muskeln ist, kann ich keine Leistung erbringen. Übertreffe ich meine persönliche Bestleistung wieder, schlägt mein Herz Purzelbäume und ich gehe ein Stückchen aufrechter aus der Crossfit Box.
Umso unverschämter und beleidigender finde ich dann Kommentare, die einen beschämen und darauf hinweisen, dass der eigene Körper nicht schön ist. Oder was ich auch sehr aufmunternd finde, wenn einem eine deutlich übergewichtige Frau gezeigt wird und der Spruch kommt: „Sei froh, wie Du aussiehst und nicht wie diese Dame hier.“ Hallo??? Vielleicht schaut genau diese Dame auch nicht gern so aus.
Ich kann mir nur selten vorstellen, dass jemand gern übergewichtig ist und sich gerne plagt beim Stiegensteigen oder beim Einkäufe tragen. Sicherlich, seinen Körper zu akzpetieren ist total wichtig, aber ich frag mich halt manchmal schon, in wie weit die Plussize – „Feier Dich und Deinen Körper“ Einstellung real ist. Super, dass die Ladies ihre Körper mögen, aber liebt man seine Rundungen dann tatsächlich?
Liegt es nicht in der menschlichen Natur, dass man sein Sein immer optimieren möchte? Die beste Version seiner selbst zu sein?
Den Ausgangspunkt für diesen Blogpost hat Natacha mit ihrem Instagram Foto während eines CF Bewerbes geboten. Für mich ist sie ein superhübsches Mädel, aber trotzdem ist sie auch manchmal (für mich zu Unrecht) mit ihrem Körper unzufrieden. Und liebe Natacha, sofern Du das liest: You rock!
Also an alle anderen Mädels, die mit ihrem Bauch, Oberschenkeln oder sonst was hadern: Es ist alles nur Ansichtssache: Nicht nur der fotographische Winkel, das Licht oder die Distanz sind Faktoren für ein gelungens Foto. Viel mehr sollten wir darauf stolz sein, was wir leisten. Dass endlich der Alltag leichter bewältigt wird, Snatches super funktionieren, der Handstand gelingt oder was immer Ihr Euch für Ziele gesteckt habt.
Das hat für mich wenig mit der Bodypositivity Bewegung zu tun, denn ich mag meine Oberschenkeln halt mal nicht besonders. Sie werden aber auch nie knackig, schlank und zart aussehen. Das kann ich nicht ändern, aber was mir sehr wohl gelingt, ist die Steigerung meiner Leistung bis zu einem gewissen Grad und genau das macht mich dann glücklich.
Und auf das hinauf geh ich jetzt einkaufen. Mit einer kurzen Hose. Verdammt nochmal.